Mit der Velosolex hielt das französische Lebensgefühl Mitte der 70er Jahre in Deutschland Einzug. Kein anderes Gefährt, außer der berühmten Ente, wurde so stark mit Frankreich in Verbindung gebracht, wie die Solex aus unserem Nachbarland.
Das Gefährt, ein leichtes Mofa, wurde Ende des 2. Weltkriegs vom Vergaserhersteller Solex entwickelt und ging bereits 1946 in die Produktion. Allerdings nicht im Heimatland des Erfinders, sondern in der benachbarten Schweiz. Die Firma Hispano Suiza in Genf übernahm von 1948 bis 1957 die Produktion der ersten Modelle. Damals handelte es sich noch um die sogenannten „Schwanenhalsmodelle“.
Diese waren noch nicht sonderlich ausgereift und besaßen daher keine Kupplung und lediglich eine Motorleistung von unter 0,5 PS. Die fehlende Kupplung sorgte dann auch dafür, dass der Motor beim Anhalten stets abgewürgt wurde und neu angeschoben werden musste.
Dies änderte sich erst 1959. Damals brachte man ein ähnliches Mofa auf den Markt, das nun mit einer sogenannten Fliehkraftkupplung ausgestattet war.
In den 70er und 80er Jahren brachte man dann mehrere Modelle auf den Markt, wie zum Beispiel die Velosolex 1700, die von 1959 bis 1961 produziert wurde, die Velosolex 2200 (1961 bis 1963), die Velosolex 5000 Mini von 1971 bis 1978, die Velosolex 3800, die von 1966 bis 1969 produziert wurde.
Der Knaller aber war die Solex 3800, die sowohl in blau als auch in rot zu haben war. Besondere Features waren zudem die Chromstahlschutzbleche und beigen Motorabdeckungen.
Die Velosolex konnte sich einer großen Fangemeinde erfreuen. Rund sechs Millionen Mal wurde das kleine Mofa verkauft. Gründe für diesen riesigen Erfolg gibt es viele. Technik, Schlichtheit und Robustheit waren wohl ausschlaggebend.
Zudem sprach der äußerst geringe Kraftstoffverbrauch von circa 1,4 Liter Normalbenzin-Zweitaktöl-Mischung für eine Anschaffung. Und last but not least der Anschaffungspreis: der vergleichsweise geringe Anschaffungspreis von knapp 800 DM. Modelle deutscher Hersteller konnten damals bereits fast das Doppelte kosten.
Bei der klassischen Velosolex treibt eine sogenannte Reibrolle als Antriebsrolle das Vorderrad an. Der Motor des beliebtesten Modells 3800 verfügte über einen Hubraum von 49 cm³ und war klappbar an der Gabel des Rahmens befestigt. Die Höchstgeschwindigkeit der Solex lag ungefähr zwischen 30 und 35 km/h.
Im Laufe der vielen Jahre blieben Weiterentwicklungen der Solex natürlich nicht aus. So kam zum Beispiel auch einmal ein faltbares Mofa heraus, die sogenannte Plisolex sowie Varianten mit Winkelgetriebe, wie das Modell Flash und das Modell 6000.
Selbst ein Dreiradfahrzeug auf dem Prinzip der Solex wurde im Jahr 2005 aufgelegt. Und auch die heutigen Namensinhaber, die Pariser Cible-Gruppe, setzt im 21. Jahrhundert auf die gute alte Solex, allerdings mit einer neuen Motorisierung als elektrisch angetriebene eSolex.
Eine technische Konstruktion hat allerdings all die vielen Jahre der Produktion Bestand. Das ursprüngliche Prinzip des klappbaren Motors über dem Vorderrad hat alle Nachfolger bis zum heutigen Tag überlebt.