Der Jakobsweg von Sevilla nach Santiago de Compostela gilt immer noch als ein Geheimtipp. Das liegt möglicherweise auch daran, dass viele Pilger und Wanderer vor den relativ langen Tagesetappen von 30 bis 35 Kilometern zurückscheuen. Mit seinen 1000 Kilometern Länge ist der Weg über die Via de la Plata auch der längste der bekannten Jakobswege.
Erfahrene Pilger und Wanderer wählen bewusst diese Route, um die ursprüngliche Natur zu genießen und die Ruhe und innere Einkehr für sich zu erleben.
Wenn auch die Etappen weitgehend flach sind und nur wenige Hügel oder Berge Hindernisse darstellen, so brauchen die Pilger eine gute Kondition, wollen sie den Weg mit seinen Schwierigkeitsgraden in der Sommerhitze von bis zu 40 Grad bewältigen. Die günstigste Jahreszeit ist der Frühling, wenn rundherum die Natur in voller Blüte steht und die Temperaturen gemäßigter sind.
Die Route startet in Sevilla auf einer Höhe von 12 Metern über dem Meeresspiegel und steigt gemächlich bis Merida auf eine Höhe von 221 Metern und bis Carceres auf 439 Metern an.
Dann allerdings erhebt sich ein Gebirge mit bis zu 1262 Metern zwischen Kastilien und Galizien und bis Salamanca fällt der Weg wieder auf 800 Meter Höhe ab, um dann schließlich in Santiago de la Compostela aus einer Höhe von 260 Metern über dem Meeresspiegel anzukommen.
Der Weg ist sehr gut beschildert und auch die Höhenunterschiede stellen keine extremen Herausforderungen an Wanderer und Radfahrer dar. Einige Teilstücke sind steinig aber trotzdem gut zu bewältigen.
Der Ausgangspunkt Sevilla gilt als die „Wiege des Flamenco“ und beeindruckt mit dem kunstvollen Alcázar-Palast und der imposanten gotischen Kathedrale.
Mérida an den Ufern des Guadiana bezaubert mit römischer und maurischer Kultur. Der Tempel der Diana und das Amphitheater stehen auf der Lister der UNESCO Weltkulturerben. Ein Bummel durch die Altstadt führt an zahlreichen römischen Ruinen und Bauwerken vorbei. er Fluss wird von einer alten, steinernen Römerbrücke auf einer Länge von 800 Metern überspannt.
Durch ausgedehnte Eichenhaine führt der Weg nach Cáceres. Die Altstadt von Cáceres weist einige Besonderheiten auf. Sie ist in verschiedene Zonen eingeteilt, innerhalb der Stadtmauer und außerhalb. Der historische Teil mit Villen, Adelpalästen und der Kathedrale Santa María liegt innerhalb der Stadtmauer und wurde zum Weltkulturerbe der UNESCO erkoren. Den höchsten Punkt der Altstadt beherrscht der größte Zisternenbau der Welt.
Auf dem Weg nach Salamanca muss das Kantabrische Gebirge überquert werden. Es stellt zugleich die Klimascheide zwischen der kontinentalen kastilischen Hochebene im Süden Spaniens dem mediterranen grünen Norden der Iberischen Halbinsel dar.
In den beiden Nationalparks in dem Gebirgszug, dem Picos de Europa und der Parque Natural de Somiedo sind die europäischen Braunbären und Wolfs- und Geier-Populationen beheimatet.
Salamanca, die Stadt der Superlative in Sachen Kultur empfängt die Besucher mit einzigartiger Atmosphäre. Jahrhundertealte Vergangenheit hat bedeutende Kultur und Kunstschätze hervorgebracht.
Die Universität gehört nicht nur zu den ältesten Hochschulen der Welt, sie ist auch in einem einzigartigen Renaissancebau untergebracht. Architektur im romanischen, gotischen, barocken und pitoresken Stil prägen das abwechslungsreiche Bild der Stadt.
Zamova liegt nur einen Steinwurf weit von der portugiesischen Grenze entfernt auf einem Felshügel über dem Fluss Duero. Kirchen, Paläste und die romanische Kathedrale San Salvador beherrschen das Stadtbild. Eine Besonderheit lockt Tausende von Touristen in Karwoche in die Stadt, wenn die festlichen Umzüge durch die Straßen führen.
Die heißen Quellen von Ourense wussten bereits die Römer zu schätzen und schufen mit der Puente Romano einen wichtigen Verbindungsweg über den Rio Miño in die Stadt.
In Santiago de Compostela treffen alle Jakobswege aus den Regionen Nord- und Südspanien zusammen. Hier wird die Compostela-Urkunde ausgestellt, die den Abschluss der Pilgerreise auf dem Jakobsweg sowohl zu Fuß, als auch per Fahrrad dokumentiert.
Santiago de Compostela ist bereits seit dem Mittelalter das bedeutendste Ziel für Pilgerreisen neben Rom und Jerusalem. Die große Sitzfigur des heiligen Jakobus in der Kathedrale wird zum Anschluss der Pilgerreise von den Menschen als Zeichen der Ehrerbietung einmal geküsst.