Radrennfahrer Udo Bölts - sein Spruch wird bis heute nicht vergessen

Radrennfahrer Udo Bölts – sein Spruch wird bis heute nicht vergessen

„Quäl dich, du Sau!“ Mit diesem einzigen Satz ist Udo Bölts in die Radsport-Geschichte eingegangen. Rausgebrüllt hat ihn der Pfälzer 1997 auf der Tour de France. Gemeint war damals Jan Ulrich. Der große Star des Teams schwächelte auf der 18. Etappe in den Vogesen.

Ein Spruch mit Wirkung

Bölts, damals einer von Ullrichs Unterstützern, kitzelte so das Letzte aus seinem Teamkollegen heraus. Der motivierende Spruch zeigte Wirkung: Ullrich mobilisierte seine übrig gebliebenen Kräfte und gewann am Ende als erster Deutscher die Tour de France.

Dauerstarter auf der Tour

Udo Bölts selbst war in seiner Karriere nicht annähernd so erfolgreich, blieb immer im Schatten seines damaligen Mannschaftskapitäns. Dennoch wird er zu den erfolgreichsten Straßenfahrern in Deutschland gezählt.

12 Mal bei Tour de France dabei

1989 startete er beim Team Stuttgart, aus dem später das legendäre Team Telekom hervorging, seine Profikarriere.

Der 1996 in Heltersberg geborene Bölts profitierte von seiner kampfbetonten Fahrweise. Als Profi war er jährlich etwa 35.000 Kilometer auf dem Rad unterwegs. Und immerhin war er bei der legendären Tour de France im Nachbarland Frankreich zwölf Mal in Folge dabei, von 1992 bis 2003.

Aufgegeben hat er in den Jahren nie, erreichte am Ende immer das Ziel.

Erfolge

Größter Erfolg bei der Tour war 1994 der neunte Platz 1994. Ein Karrierehöhepunkt war sicher der vierte Platz bei der Weltmeisterschaft im Straßenradsport 1997 im spanischen San Sebastián. Dreimal (1990, 1995, 1999) war er deutscher Meister, doch die ganz großen Erfolge blieben dem bescheidenen Königsmacher während seiner Profijahre verwehrt.

Tour de France 1997

Das späte Doping-Geständnis

Nach dem Ende seiner Karriere machte Udo Bölts reinen Tisch. 2007 ließ er die Bombe platzen. Im Rahmen der Doping-Affäre um das Team Telekom gab er zu, seit 1996 selbst EPO und Wachstumshormone zu sich genommen zu haben.

„Um in der damaligen Zeit vorne zu bestehen, musste man manipulieren. Das war eigentlich unumgänglich“, sagt der Ex-Profi heute rückblickend.

Ein Fehler, der ihm viel gekostet hat

Trotzdem sprach er immer wieder von einem Fehler. Es wäre ein Fehler gewesen, seinen Traum von einer Karriere als Radprofi von der Jugend an möglichst lange leben zu können.

Nach seinem Doping-Geständnis verlor er seinen Job als Sportlicher Leiter beim Team Gerolsteiner. Dort war er zuvor vier Jahre lang für Teamzusammenstellung, Wettkampfplanung und Rennbetreuung zuständig. Beruflich ging es damit steil bergab.

Private Rückschläge

Und auch im persönlichen Umfeld büßte er für seine Verfehlungen. Anfangs habe er sich kaum noch auf die Straße getraut, gab Udo Bölts später zu Protokoll. Mit dem Tour-Sieger Jan Ullrich hat er schon längst keinen Kontakt mehr.

Neues Leben mit Natur und Mountainbikes

Beruflich musste sich der Vater von zwei Kindern in der schweren Zeit neu orientieren. Von den Ersparnissen aus seiner Profi-Zeit konnte er nicht lange leben.

Der Mountainbike-Park Pfälzerwald stellte Udo Bölts als Förster ein. Dort sägte er Bäume, stelle Schilder auf, schnitt Hecken. Der Mittfünfziger lebt nach wie vor in seiner Heimatstadt Heltersberg und arbeitet inzwischen für einen Radhersteller.

Motivationshilfe aus dem Publikum

„Quäl dich, du Sau!“: Diese berühmten Worte begleiten Udo Bölts bis heute, nicht nur in den Anekdoten der Tour de France. Noch immer legt der einst erfolgreiche Rennfahrer bis zu 15.000 Kilometer jährlich auf dem Rad zurück, meist mit dem Mountainbike.

Wenn er bei Hobby-Radrennen an den Start geht, schallt Ullrichs einstiger Edel-Helfer selbst meist von Zuschauern der berühmte motivierende Ruf von damals entgegen. Und er quält sich.

„Der Spruch gehört irgendwie zu mir“, sagte Udo Bölts mal in einem Interview. Das zeigt, dass die Radsportfans ihn nicht vergessen haben.

Bildnachweise:
Bild 1: Tour de France 1997. Photo by Rob Wingate on Unsplash
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