Das Eintagesrennen von Mailand nach Turin wurde vom Radsportweltverband (UCI) in die höchste Kategorie gleich nach der Pro Tour eingestuft. Die Strecke ist 179 Kilometer lang und gilt als eines der schnellsten Rennen im Radsport.
Das Mailand-Turin-Radrennen weist eine sehr bemerkenswerte Geschichte auf. Die regelmäßige Austragung findet seit 1911 statt, doch das Rennen wurde davor 5 weitere Male ausgetragen – und zwar in den Jahren 1905, 1903, 1896, 1894 und, man höre und staune, 1876.
Dieses Jahr der Erstaustragung macht die Mailand-Turin-Strecke zu einem absoluten Klassiker im Radsport. Andere berühmte, geschichtsträchtige Strecken, wie zum Beispiel Paris-Bordeaux oder Paris-Brest, wurden erst viel später ausgetragen.
Somit handelt es sich bei der Mailand-Turin Etappe um das mit Abstand älteste Eintagesrennen im Radsport, das heute noch stattfindet.
Markus Zberg, der Sieger von 1999, schaffte den bisherigen Rekord mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 45,75 km/h.
Obwohl das Profil als relativ leicht gewertet wird, beinhaltet es einen schwierigen Anstieg von etwa 5 Kilometern Länge in der Schlussetappe kurz vor Turin.
Weiter fällt auf, dass die Sieger dieses Rennens hauptsächlich italienischer Herkunft sind.
Henri Pélissier war 1911, als das Mailand-Turin Rennen zum 6. Mal ausgetragen wurde, der erste ausländische Sieger. Zum zweiten Mal geschah das bereits 1917, als der Schweizer Oscar Egg das Rennen gewann. Doch ab dann war die Siegerliste fest in italienischer Hand.
Bis zum Jahr 1956 belegten ausnahmslos italienische Radrennfahrer den 1. Platz. 2019 sah mit der 100. Austragung ein grandioses Jubiläum und mit dem Kanadier Michael Woods einen neuen Champion.
Von diesen 100 Rennen ging nur 23 Mal der Titel nicht an Italien.
Bemerkenswerterweise ist aktuell 2015 mit Diego Rosa der letzte italienische Sieger verzeichnet.
Aber wenn wir über Rekorde sprechen, darf der Name Constante Girardengo nicht fehlen. Relativ früh in der Geschichte dieses Radrennens stellte er mit seinem 5. Sieg im Jahre 1923 den Rekord auf, den bis heute noch niemand einstellen konnte.
Unter den mehrfachen Siegern sticht noch der Name Pierino Favalli hervor, der dreimal in Folge – von 1938 bis 1940 – das Rennen für sich entscheiden konnte.
Bei der 155 Kilometer Marke beginnt die erste wirklich schwierige Etappe. Auf einer Länge von nur etwa 4 Kilometern werden gut 400 Höhenmeter zurückgelegt.
Danach geht es wieder bergab, nur um dann bei Kilometer 174 – gerade einmal 5 Kilometer vor dem Ziel – noch einmal fast 450 Höhenmeter anzusteigen. Das ergibt eine durchschnittliche Steigung von 9,1%.
Doch tatsächlich erreicht die Steigung ungefähr bei der Hälfte des Anstiegs ein Maximum von 14%. Nach ziemlich genau 4 Stunden erreicht der Sieger das Ziel.
Die Berge rund um Torino haben auch ihre eigene Geschichte zu erzählen. Immerhin beherbergen sie einige Austragungsorte der Winterolympiade 2006. Weiter sind auch andere faszinierende Orte auf der Strecke verteilt, wie zum Beispiel die Städte Vigevano und Mortara, die vor allem im Herzogtum der Lombardei in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts eine große Rolle spielten.
Auf der Schlussetappe kommt man durch San Mauro Torinese, eine Kleinstadt, die eine 1000-jährige Abtei beheimatet. Nicht zu vergessen, die Basilika und Wallfahrtskirche Superga, zu der der finale 450 Meter Anstieg führt.
Dieser Klassiker unter den Radstrecken schreibt seit 1876 Geschichten über Sieger und Rekorde, vor allem aber ist er selbst Teil einer viel größeren Geschichte – die von Italien.