Der ehemalige italienische Radrennfahrer Paolo Bettini war einer der besten der Welt. Er gilt als der beste Radrennfahrer seiner Generation und gewann im Laufe seiner Karriere unzählige Rennen und viele Etappen bedeutender Touren.
Er war ein Fahrertyp, der vor allem in welligem Gelände seine Stärken zeigen konnte. Starke Sprints und ein extremer Antritt an Steigungen verschafften ihm immer den entscheidenden Vorsprung oder halfen seinem Team, wenn es darum ging, das Hauptfeld auseinanderzureißen.
Um den Windschatten optimal ausnutzen zu können, wird bei Straßenrennen überwiegend in großen Gruppen gefahren, denn ein Radrennfahrer fährt in erster Linie gegen den Luftwiderstand an. In Ausreißversuchen attackiert ein Fahrer das Fahrerfeld und versucht sich vom Hauptfeld einer Gruppe abzusetzen. Bettini galt als ein Meister dieser taktischen Manöver.
Bei Eintagesrennen oder einzelnen Etappen von Rundfahrten kommen Sprintspezialisten wie Bettini zum Zuge. Sie halten dauerhaft das Tempo des Hauptfeldes hoch, sodass es überhaupt erst zum finalen Massensprint des gesamten Feldes kommen kann.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den letzten Kilometern liegt nicht selten über 60 km/h. Paolo Bettinis Spitzname ist nicht ohne Grund „il Grillo“, zu Deutsch „die Grille“. Er besaß in seiner aktiven Zeit die Fähigkeit, sprunghaft seinem Feld davonzufahren.
Paolo Bettini wurde am 1. April 1974 in Cecina, in Italien geboren. Er stammt aus der Toskana, wo er mit sieben Jahren begann, Radrennen zu fahren.
Er war schon in seiner Jugend ein erfolgreicher Straßenradrennfahrer und gewann schon vor seinen Profijahren viele Rennen. Einer seiner frühesten Karrierehöhepunkte war der vierte Platz bei den Straßenmeisterschaften 1996 der unter 23-jährigen.
Ein Jahr später wurde er Radrennprofi und fuhr für das MG-Technogym-Team.
Es war Paolos Bruder Sauro, der ihn ermutigte, Rennen zu fahren. Paolo hatte eine enge Beziehung zu seinem Bruder, der ebenfalls ein Radrennfahrer war. Sauro verunglückte 2006 bei einem Autounfall tödlich, woraufhin Paolo seine Karriere beenden wollte.
Seine Familie konnte ihn aber zum Weitermachen überreden. Nur zwei Wochen später gewann er zum zweiten Mal die Lombardei-Rundfahrt und widmete diesen Sieg seinem Bruder Sauro. Im selben Jahr wurde Paolo Bettini von internationalen Sportjournalisten zum weltweit besten Radrennfahrer der Saison gewählt. Er erhielt die Auszeichnung Vélo d’Or 2006.
Bettini beendete seine Profi-Karriere als Radrennfahrer zum Saisonende 2008. Zwei Jahre später wurde er Nachfolger von Franco Ballerini als sportlicher Leiter der italienischen Straßennationalmannschaft („Commissario Tecnico“). Bettini behielt diese Funktion inne bis zum Ende der Saison 2013.
Allen Siegen voran gestellt sind Bettinis Siege von fünf „Monumenten des Straßenradsports“, die allesamt als Karrierehöhepunkte bezeichnet werden können:
Lüttich-Bastogne-Lüttich gilt als das älteste noch ausgetragene Eintagesrennen. Mailand-San Remo ist das mit 290 Kilometern längste klassische Eintagesrennen und die Lombardei-Rundfahrt ist das traditionell letzte große Eintagesrennen der Radrennsaison.
Weitere Höhepunkte waren der Olympiasieg 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen im Straßenfahren und die Radweltmeistertitel 2006 und 2007.
Bettini gewann im Rad-Weltcup dreimal den Gesamtsieg. Dieser Weltcup war eine von 1989 bis 2004 ausgetragene Serie der wichtigsten Eintagesrennen der Saison.
Seinen ersten internationalen Erfolg feierte Bettini übrigens 1998 als Sieger einer Etappe der Tour de Romandie. In den darauf folgenden Jahren gewann Paolo Bettini viele weitere Etappen verschiedener Rundfahrten, wie zum Beispiel bei der Tour de France 2000 oder bei der Tour de Suisse 2004. Er verbuchte bedeutende Siege.
Das erste Team, für das Paolo Bettini als Profi-Radrennfahrer unter Vertrag stand, war im Jahr 1997 das Team MG-Technogym. Es handelte sich um ein italienisches Radsportteam, das von 1992 bis 1998 existierte. Der Hauptsponsor war das italienische Modeunternehmen MG (Maglificio), zusammen mit dem Fitnessgeräte-Hersteller Technogym als Co-Sponsor.
1998 wechselte Bettini zum Asics Cycling Team, stieg aber schon ein Jahr später als Fahrer beim Team Mapei-Quick Step ein. Er gehörte diesem Team von 1999 bis ins Jahr 2002 an. Das Team gilt als erfolgreichste Mannschaft der 1990er Jahre. Achtmal innerhalb von neun Jahren wurde das Team erster der UCI-Weltrangliste. Es gewann außerdem fünfmal die Teamwertung des Rad-Weltcups.
Nach der Saison 2002 zog sich Mapei vom Radsport-Sponsoring zurück. Indirekter Nachfolger wurde 2003 Quick Step-Davitamon. Für dieses Team fuhr Paolo Bettini von 2003 bis zum Ende seiner Profilaufbahn im Jahr 2008.