Ein dumpfes Grollen über den dunklen Baumwipfeln unterbricht die malerische Idylle. Doch was klingt, als würde hinter den Bergen eine Herde Bisons über die Steppe galoppieren, sind in Wirklichkeit mehrere Dutzend Radrennfahrer, die mit ihrer Wucht in den Beinen den Reifenabdruck ihrer Rennräder in den Asphalt brennen.
In nur wenigen Sekunden preschen die Sportler über den engen Parcours und verschwinden so schnell wie sie gekommen waren hinterm Horizont. Die Geräusche werden wieder leise bis man wieder die Vögel zwitschern hört.
Herzlich willkommen bei dem Straßenradrennen Classic Brugge-De Panne.
Nicht nur eingefleischte Radrennfans haben die drei Tage von De Panne fest im Kalender angekreuzt.
Seit 1977 steigt das Radrennspektakel in Brügge und führt durch den Westen und Südwesten Flanderns, über die Etappen Middelkerke, Zottegem, Oudenaarde, Koksijde und letztendlich nach De Panne.
Wer im Sommer zufällig noch mal seine Zelte in De Panne aufschlagen sollte, darf keinesfalls vergessen, seine Badehose im Gepäck zu haben, ist doch der Ort wunderschön an der Nordsee gelegen. Doch bei den drei Tagen von De Panne bleibt keine Zeit für Urlaubsromantik. Für den Zuschauer des Rennens bietet sich ein interessantes Bild.
Die Strecke ist an sich nicht besonders anspruchsvoll. Bei starkem Wind müssen die Fahrer allerdings alles aus sich auf der 202 km langen Tour herausholen. Die fünf Anstiege in die Berge tun ihr übriges.
Zum Rennen schicken die Teams gerne die Fraktion von der schnellen Abteilung, da die Zieleinläufe oft im Massensprint entschieden werden.
Nach der ersten Zielpassage in De Panne werden dann noch zwei Schlussetappen gefahren. Ab 2018 wurden die drei Tage von De Panne zu einem Eintagesrennen umfunktioniert.
Weniger Tage Radrennspektakel, dafür wurde das Sportevent in die World Tour aufgenommen und wird dieses Jahr zum 44. mal ausgetragen.
Der erste Sieger der drei Tage von De Panne gewann 1977 der Lokalmatador Roger Rosters.
Für Rekorde sorgte der ebenfalls aus Belgien stammende Eric Vanderaerden, der sich bei der Tour insgesamt fünf Mal die Krone aufsetzte und damit zu Mister De Panne schlechthin avancierte. Zuletzt siegte er bei der KBC Driedaagse van De Panne Koksijde, wie das Rennen offiziell heißt, im Jahre 1993.
Überhaupt waren es bisher die Hausherren, deren Hymne am meisten bei den Siegerehrungen gespielt wurde. Insgesamt 20-mal stand ein Belgier ganz oben auf dem Siegertreppchen.
2004 siegte mit dem Amerikaner George Hincapie erstmals ein Nichteuropäer und kann sich bis heute mit diesem Titel schmücken.
Apropos heute. Bei der letzten drei Tage von De Panne Tour gewann der 25- jährige Holländer Dylan Groenewegen vom Team Jumbo im Massensprint vor Fernando Gaviria (UAE) und dem Favoriten Elia Viviani (Deceunick) aus Italien.
Der deutsche Pascal Ackermann war in einer entscheidenden Phase des Rennens in einen Sturz verwickelt und konnte nicht mehr im Kampf um die Spitzenplätze eingreifen.