Es ist eine Situation, die nur allzu vielen Radfahrern bekannt ist: Man hat sich mühsam einen Berg hochgestrampelt, unzählige Schweißtropfen vergossen und erlebt ob der überstandenen Strapazen einen kräftigen Adrenalin- und Endorphinausstoß.
Doch angesichts der steil abfallenden Straßen und vielen Kurven, die sich nun am höchsten Punkt des Anstiegs plötzlich auftun, ist die Euphorie schnell wieder vorbei und es kommen gar gewisse Gefühle von Beklommenheit und Unbehagen auf. Es sind Gedanken an Unfälle und Abstürze, die schnell die Freude über den gelungenen Aufstieg und die bevorstehende Abfahrt trüben.
Derartige Erlebnisse und Empfindungen, Gedanken und Befürchtungen sind ganz gewöhnlich und beinahe jedem Rennradfahrer und Mountainbiker – egal ob Gelegenheitsbiker oder Profi – vertraut. Beim Bergabfahren fährt die Angst vor Stürzen immer mit.
Doch man muss diese Situation nicht einfach so hinnehmen und sich den Ängsten als Passagier aussetzen, sondern kann in derartigen Situationen auf unterschiedliche erprobte Strategien setzen, um selbst wieder aktiver Gestalter des Geschehens zu werden.
Eine erste grundlegende und vom Prinzip her sehr einfache Strategie lautet einfach nur tief ein- und ausatmen. Bewusstes und langsames Ein- und Ausatmen führt zu einer Reduktion der Herzfrequenz und senkt den Blutdruck. Es wirkt entspannend auf unser Nervensystem und hilft, den gesamten Körper zu stabilisieren.
So geben wir dem Körper das Signal, dass die unmittelbare Gefahr gebannt ist und können wieder auf größere kognitive und muskuläre Reserven zurückgreifen, die wir beim Bergabfahren nun gezielt zur Einschätzung der realen Unfallgefahr, zur Wahl der passenden Geschwindigkeiten und zum vorausschauenden Fahren einsetzen können.
Eine weitere gute kognitive Strategie ist es, die Bergabfahrt in mehrere Etappen einzuteilen. Wenn wir den Fokus nur auf das unmittelbar Bevorstehende richten und die vor uns liegende Abfahrt so Aufgabe für Aufgabe absolvieren, wirkt die Bergabfahrt in ihrer Gesamtheit gleich viel weniger bedrohlich.
Auf diese Art und Weise ist es auch möglich, nach einem bewältigtem Teilbereich eine Pause einzulegen, durchzuatmen, stolz auf das bereits Geschaffte zurückzublicken und frischen Mut für die weiteren Teilbereiche zu tanken.
Ein guter Tipp ist selbstverständlich immer, das Fahrrad auf volle Funktionalität zu testen und vor allem Bremsen und Schaltung einem Schnelltest zu unterziehen. Mit der Sicherheit, dass das Bike in bestem Zustand ist, lassen sich die ersten Kurven und Abschnitte gleich viel leichter bewältigen.
Auch wenn der Blick nach unten manchmal für ein mulmiges Gefühl sorgt, ist es immer ein guter Tipp, sich auf diese Weise mit der Strecke vertraut zu machen. So gelingt es, Stellen mit potenziell erhöhter Unfallgefahr vorab korrekt einzuschätzen und die Kurven gleich in Hinblick auf die zu wählende Geschwindigkeit zu beurteilen.
Ein für alle Situationen passender Tipp ist natürlich, sich kurz bevor man die Abfahrt in Angriff nimmt, noch einmal auf ähnliche bereits erfolgreich gemeisterte Situationen zu besinnen.
So kann sich eine positive Grundstimmung im Gehirn ausbreiten, die auch auf die Muskelaktivität und Konzentrationsfähigkeit fördernd wirkt. Während der Fahrt gilt natürlich immer, vorausschauend und bremsbereit zu fahren und sich stets der eigenen Fähigkeiten bewusst zu sein.