S-Pedelec – Speed-Pedelecs

Fahrräder, die bei gleichzeitigem Pedaltreten Unterstützung durch einen Elektromotor gewähren, werden unter dem Begriff Pedelecs zusammengefasst. Bei der sportlichen und schnellen Variante, dem S-Pedelec, reicht die Motorunterstützung bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h.

Entstehung und Entwicklung

Die Entwicklung des S-Pedelecs war verbunden mit der Idee, speziell für den Stadtverkehr eine schnelle Alternative zum Auto oder Motorrad zu schaffen. Gleichzeitig kam auch bei vielen Freizeitfahrern der Wunsch auf, längere Touren mit höheren Geschwindigkeiten zu fahren. Zwar sind mit einem normalen Pedelec auch Geschwindigkeiten über 30 km/h möglich, allerdings setzt die Motorunterstützung bereits bei 25 km/h aus, und angesichts der beträchtlichen Masse eines Pedelecs (20 bis 30 kg) ist das dauerhafte Halten von höheren Geschwindigkeiten nur mit großem Kraftaufwand möglich und somit wenig praktikabel.

500 Watt Motorleistung

S-Pedelecs verfügen über eine Motorleistung von 500 W (meistens Mittelmotoren). Da man auch hier in die Pedale treten muss, ist die Spitzengeschwindigkeit nur bei optimalen Bedingungen längere Zeit zu halten. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 bis 40 km/h ist dagegen auch für weniger trainierte Fahrer realistisch.

Ein weiterer wichtiger Parameter der Motorisierung ist die maximale Nenndauerleistung. Sie liegt bei 4000 W, was einer Vervierfachung der Muskelkraft des Fahrers gleichkommt. Entscheidend für Fahrspaß und Alltagstauglichkeit ist der Akku. Hier ist vor allem Kapazität (in Ah) respektive Energiegehalt (in Wh) und Ladeverhalten von Bedeutung.

Moderne Lithiumionenakkus wiegen etwa zwei bis vier kg. Früher waren die Akkus überwiegend auf dem Gepäckträger montiert, heute findet man sie eher am Rahmen oder wegen des ausbalancierten Schwerpunkts besonders effizient am Sitzrohr. Mit leichten Modellen (Energiegehalt etwa 450 Wh) ist eine Reichweite von 60 bis 70 km möglich, mit aktuellen Topmodellen (Stand April 2019) sind bei Energiegehalten von über 600 Wh 80 bis über 100 km möglich.

Selbstverständlich lässt sich die Reichweite durch einen zweiten Akku entsprechend erhöhen. Die Ladezeit beträgt fünf bis acht Stunden. Aluminiumrahmen sind heute Standard, einige Hersteller bieten auch Alternativen wie beschichteten Stahl oder Kohlefaser.

Hersteller und Besonderheiten

Da heute sehr viele Fahrrad- und Pedelec-Hersteller auch S-Pedelecs im Programm haben, kann hier nur eine kurze Übersicht gegeben werden.

  • Diamant: 3500 bis 4000 €
  • Gazelle: etwa 4000 €, bietet stufenlose Nabenschaltungen, ideal für die Stadt
  • Haibike: je nach Modell 3300 bis 4000 €, vielfacher Preis-Leistungs-Sieger
  • Kalkhoff: solide Trekking S-Pedelcs, je nach Modell ab etwa 4000 €
  • KTM: Sportgeräte und Straßenmodelle, vielfach ausgezeichnet
  • M1 Sporttechnik: hervorragende S-Pedelecs für Stadt und Gelände, hochpreisig (bis 9000 €)
  • Riese & Müller: komfortable und technisch ausgereifte S-Pedelecs, ab 6000 €
  • Trek: ab 4400 €

Durch das Plus an Geschwindigkeit sind S-Pedelecs gegenüber klassischen Pedelecs insbesondere für Langstreckenfahrer und Pendler eine gute Wahl. Flotte Elektroräder, mit denen es sich zügig zur Arbeit fahren oder die ausgedehnte Radtour bewältigen lässt.

 

S-Pedelecs der Marke Riese&Müller

 

Zulassungsbedingungen für die Fahrer

S-Pedelecs erlauben Höchstgeschwindigkeiten von 45 km/h. Im Gegensatz zum Pedelec besteht eine Versicherungs- und Zulassungspflicht. Zudem ist eine Fahrerlaubnis beziehungsweise ein Führerschein der Kategorie AM erforderlich.

So dürfen alle Personen, die im Besitz eines PKW-Führerscheins sind, auch mit einem schnellen Pedelec fahren. Es dürfen keine Radwege befahren werden und es besteht Helmpflicht. Die Fortbewegung mit Anhänger oder Kindersitz ist nicht erlaubt. Ausgenommen davon ist, wenn ein Kindersitz typisiert wird.

Bei einem S-Pedelec werden meist Motoren mit einer Leistung von 500 Watt verbaut. Die Motoren können jedoch auch wie beim Stromer ST5 Sport mit 850-Watt-Motor leistungsstärkere Antriebe verbaut werden. Eine weitere Besonderheit dieser Elektrofahrräder sind die Scheibenbremsen. Es werden keine Felgenbremsen verbaut, da für das höhere Tempo das mit diesen Bikes erreicht werden kann, ausreichend Bremskraft benötigt wird.

Das gilt auch für die Bereifung. Reifen für S-Pedelecs sind mit E-50 gekennzeichnet. Als Schaltung kommen Komponenten bekannter Marken wie Shimano oder SRAM zum Einsatz. Allerdings sind die Schaltkomponenten auf die höher auftretenden Kräfte bei E-Bikes ausgerichtet.

In der Regel werden wie bei klassischen Fahrrädern Rahmen aus Aluminium verbaut. Die schnellen Elektrofahrräder können jedoch auch über einen Stahl- oder Titanrahmen verfügen. Ein wesentlicher Unterschied gegenüber anderen Fahrrädern ist die stabilere Rahmenkonstruktion, da durch das höhere Tempo größere Kräfte auftreten.

Der stabilere Rahmenbau sowie zusätzliche Ausstattungsdetails bringen gegenüber Pedelecs Mehrkosten mit sich. Die günstigsten S-Pedelecs kosten daher etwa 2.500 Euro. Im gehobenen Preissegment kosten die schnellen Elektroräder 9.000 Euro oder mehr.

Charakteristika und Unterschiede zum Pedelec

Rechtlich sind S-Pedelecs Kleinkrafträdern gleichgestellt. Das bedeutet, dass wie bei einem Mofa Versicherungs- und Versicherungskennzeichenpflicht besteht. Außerdem ist ein Führerschein mindestens der Klasse AM (enthalten in der häufigen Klasse B, dem PKW-Führerschein) nötig. Davon ausgenommen sind Personen, die vor dem 1. April 1965 geboren sind und keine spezielle Fahrerlaubnis benötigen.

Aus der Führerscheinpflicht ergibt sich ein Mindestalter von 16 Jahren. Nach aktueller Rechtsprechung (Stand April 2019) dürfen mit S-Pedelecs auch außerorts keine Radwege benutzt werden; Fahrradstraßen dürfen nur befahren werden, sofern sie für Autos oder Motorräder freigegeben sind. Für den Hersteller gilt für die einzelnen Modelle seines Sortiments die Zulassungspflicht beim Kraftfahrtbundesamt.

Moderne S-Pedelecs verfügen in der Regel über einen Aluminiumrahmen und Kettenschaltung (häufig 11 Gänge), aber auch stufenlose Varianten sind erhältlich. Angesichts der erreichbaren Geschwindigkeiten sind hydraulische Scheibenbremsen heute Standard.

Bosch dominiert nach wie vor bei den Elektromotoren

Bosch war einer der Ersten, die mit guten Elektromotoren bei den E-Bikes aufwarten konnten und die E-Bike Szene dominierte. So viel hat sich daran nichts geändert. Heute sind es aber mehr Hersteller geworden, die versuchen ein Stückchen vom einstigen Bosch-Kuchen zu bekommen.

Eine kurze Übersicht zu einigen wichtigen Elektromotorherstellern:

  • Bosch, Hersteller der ersten Stunde, verbaut u. a. von Cannondale, Haibike, Herkules, Riese & Müller
  • Brose, z. B. bei Herkules, M1, Giant
  • Impulse, z. B. bei Focus und Raleigh
  • SYNO Drive, Eigenentwicklung von Stromer (Pedelec- und E-Bikespezialist)
  • TQ, Spitzenmodell zurzeit mit einem Drehmoment von 120 Nm bei 500 W (M1)

Typische Leistungsdaten der Elektromotoren sind 40 bis 65 Nm bei 500 Watt.

Reichweiten hängen neben der Kapazität des Akkus stark von äußeren Bedingungen und Fahrstil ab. Zwar verfügen Lithiumionenakkus über eine hohe Energiedichte, dennoch sind Herstellerangaben von 130 bis 150 km mit einem Akku von 500 Wh in der Praxis kaum zu erreichen. Bei guten Verhältnissen sind 50 bis 100 km problemlos zu bewältigen.

Kosten bei der Anschaffung, Wartung, Versicherung

Während ein normales Pedelec (Motorunterstützung bis 25 km/h) bereits ab etwa 1000 € zu haben ist, muss man für Modelle, die bis maximal 45 km/h Motorunterstützung bieten, deutlich tiefer in die Tasche greifen.

  • Gute aktuelle Modelle (Stand April 2019) kosten zwischen etwa 2000 und 10000 €.
  • S-Pedelecs der oberen Preisklasse (z. B. M1 Sporttechnik) sind weniger für den Alltagsgebrauch gedacht, sondern Sportgeräte mit Carbonrahmen und dynamischer Motorisierung (Drehmoment bis zu 120 Nm bei einer Motorleistung von 500 W).
  • Alltagstaugliche Modelle verfügen über einen Aluminiumrahmen und straßenverkehrskonforme Ausstattung.
  • Wer über keinen entsprechenden Führerschein verfügt (Klasse AM, in Fahrerlaubnisklasse B enthalten), muss die Kosten für den Führerschein einkalkulieren.
  • Zusätzlich zur Anschaffung fallen auch Versicherungskosten an. Je nach Anbieter kosten reine Haftpflichtversicherungen mit einer Deckungssumme von 100 Millionen Euro etwa 35 bis 55 €. Kaskoversicherungen kosten 60 bis 100 € pro Jahr.
  • Angesichts der hohen Anschaffungskosten ist eine zusätzliche Versicherung gegen Diebstahl sinnvoll.

 

S-Pedelec für Pendler

Reparatur und Wartung

Generell sind S-Pedelecs nur wenig wartungsintensiver als nicht motorisierte Fahrräder. So können übliche Standardwartungsarbeiten problemlos selbst durchgeführt werden, wie etwa Reinigung von Rahmen und Kette von Sand, Schmieren der Kette und Überprüfung des Reifendrucks.

Erfahrene Fahrer, die gerne selbst Hand anlegen, werden auch Arbeiten wie das Spannen der Kette oder die Einstellung von Bremse und Gangschaltung selbst erledigen. Ansonsten bietet sich hierfür die empfohlene jährliche Inspektion im Fachhandel an. Die Elektromotoren (Hinterradnabenmotor oder Mittelmotor im Tretlager) sind äußerst robust.

Bei einer Wartung kann neben eventuellen größeren Reparaturen oder dem Austausch defekter Teile auch das Aufspielen von Softwareupdates erfolgen. Gleiches gilt für Einstellungen am Elektrosystem.

Zielgruppe und Kaufempfehlung

Speed-Pedelecs sind vor allem jenen zu empfehlen, die gerne mit ihrem Elektrofahrrad kürzere oder weitere Strecken mit höherem Tempo zurücklegen möchten. Beispielsweise Berufspendler und Tourenfahrer. Durch die höhere Motorleistung ist jedoch die Reichweite dieser Elektroräder meist geringer als bei einem klassischen Pedelec.

In Deutschland ist der Markt für S-Pedelecs noch recht überschaubar, doch als schnelle und flexible Alternative für die Stadt wächst die Nachfrage kontinuierlich.

Bildnachweise:
Bild 1: S-Pedelecs der Marke Riese&Müller. Foto von Axel Brunst auf Unsplash
Bild 2: S-Pedelec für Pendler. Bild von u_d7hddm5o auf Pixabay
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