Liegefahrräder – immer noch Exoten

Schnell, bequem und reisetauglich

Man übersieht sie schnell, denn Fahrer bilden mit ihrem Gefährt eine sehr windschnittige Einheit, die sehr bodennah über die Straße fegt – Liegeräder. Diese fehlende Sichtbarkeit für andere Verkehrsteilnehmer ist für manche Fahrradenthusiasten dann letztendlich auch das vornehmliche Ausschlusskriterium, um sich am Ende vielleicht doch nicht für ein Liegefahrrad zu entscheiden, obgleich die Fahreigenschaften überzeugen.

Andere wiederum, einmal vom Liegefahrrad-Virus infiziert, möchten nicht mehr anders unterwegs sein. Die fehlende Sichtbarkeit aufgrund der Bauart, gleichen Fahrer oft mit Wimpeln in Leuchtfarben oder Fahnen aus, wie man sie von Kinderfahrrädern her kennt.

Liegeräder sind in vielseitigen Variationen erhältlich und stehen für ein entspanntes und komfortables Fahrvergnügen. Dabei funktionieren sie genauso wie ein normales Aufrechtrad, nur dass sich das Tretlager im Gegensatz hierzu vor und nicht unter dem Fahrer befindet.

Die Anfänge

Erstmals finden Liegefahrräder im Jahr 1878 Erwähnung, als Josef Erlach in Österreich ein Patent für Liegeräder mit zwei oder drei Rädern beantragt hatte. Das erste produzierte Liegerad wurde danach 1881 in England bekannt. Mit der Einführung des Kettenantriebs bei der Fahrradproduktion zu Beginn der 1880er Jahre setzte eine stetige Weiterentwicklung der Technologie ein, die neben einer zweirädrigen Draisine und einem Bauchliegerad auch die erste Serienproduktion eines Liegerads durch Peugeot hervorbrachte.

Obwohl 1934 durch das Internationale Radsportgremium Liegeräder von Wettbewerben ausgeschlossen wurden, tat dies deren Weiterentwicklung keinen Abbruch. So wurde 1935 ein Rad mit einer viergängigen Kettenschaltung produziert, und auch Aspekte wie Federung, Lenkung und Rollwiderstand wurden weiter optimiert. Seit den 1980er Jahren wurden Räder wieder im Serienbetrieb hergestellt, und in den nachfolgenden Jahren setzten sich zunehmend die neuen Formen von einspurigen Tieflegern durch.

Viele Pluspunkte für das Liegefahrrad

Liegeräder bieten eine Reihe von Vorteilen gegenüber Aufrechträdern. Erwähnenswert ist die positive Wirkung auf Rücken und Schulterpartie des Fahrers durch die nach hinten geneigte Sitzposition.

Und auch hinsichtlich Sicherheit bieten Liegeräder Vorteile. Durch den nach unten verlagerten Schwerpunkt und einen weiteren Radstand sinkt die Gefahr, sich mit dem Rad zu überschlagen.

Das Fahren ist durch eine optimierte Kraftübertragung auch entspannter. Durch die Abstützung des Rückens im Sitz kann mehr Kraft auf die Tretkurbeln übertragen werden. Und auch der Luftwiderstand wird aufgrund der höheren Beinposition deutlich reduziert.

Typen

Im Wesentlichen können drei Fahrradtypen hinsichtlich ihrer Rahmenkonstruktion unterschieden werden:

Der Kurzlieger

  • kurzer Radabstand
  • geringe Höhe
  • Dieser Radtyp ist am weitesten verbreitet und kann als Tieflieger oder als Knicklenker (Lenkung durch Gewichtsverlagerung) erworben werden.

Der Langlieger

  • langer Radstand
  • Tretlager hinter dem Vorderrad
  • Häufig ist dieser Fahrradtyp als Sesselrad mit erhöhter Sitzposition im Einsatz.

Das Liegedreirad

  • meist zwei Vorderräder
  • gute Aerodynamik
  • Diese Fahrräder werden häufig mit Wetterschutz und Gepäcktransportmöglichkeit angeboten, um auch längere Fahrten zu ermöglichen.

Exoten unter den Liegefahrrädern sind weiterhin Liegetandems für zwei Personen oder Bauchlieger.

Es gibt auch Varianten als E-Bike und weitere Modelle, wie zum Beispiel das Trike oder den Scooter.

 

Liegedreirad

 

Hersteller

HP Velotechnik stellt einen namenhaften deutschen Hersteller für Liegefahrräder dar. Weitere deutsche Fabrikate sind bei den Firmen Cordes, Flux, Hase Spezialräder, Radius, Toxy und Zox erhältlich.

Einen großen Anteil an der Branche besitzen auch holländische Hersteller. Die Unternehmen Altena Bike, Challenge, M5, Optima, Rainbow und Sinner bieten ein umfangreiches Angebot insbesondere an Tiefliegern und Liegedreirädern. Hinzu kommen vereinzelte Anbieter in anderen Ländern, wie der englische Hersteller Windcheetah oder die Australier Greenspeed.

Es gibt also einige Hersteller auf dem Markt, wie zum Beispiel:

  • Altena Bike
  • Challenge
  • Cordes
  • Deutsche Edelliegerad Schmiede
  • Dolce Vita
  • Dutchbikes
  • FWD
  • Flux
  • Greenspeed
  • M5
  • Optima
  • Rainbow
  • Radius
  • Recumbent
  • Sinner
  • Toxy
  • Zox

Unterschiede von Liegerädern und herkömmlichen Fahrrädern

Auch wenn Liegefahrräder im Straßenverkehr vergleichsweise selten zu sehen sind, sprechen deren Vorteile klar für sie.

Liegefahrräder sind Fahrräder, in denen der Fahrer eine zurückgelehnte Sitzposition einnimmt und sich an einer Rückenlehne anlehnen kann. Während normale Fahrräder über einen Sattel verfügen, setzt sich der Fahrer sich beim Liegerad in einen Netz- oder Schalensitz.
Bei normalen Fahrrädern befinden sich die Pedale unterhalb des Fahrers.

Beim Liegerad sind das Tretlager und die Pedale vorne eingebaut. Beim Liegefahrrad wird das gesamte Gewicht von der Sitzschale aufgenommen, daher gibt es keine Belastung für Arme, Handgelenke und Rücken.

Insgesamt ist die Körperhaltung entspannter und es werden die üblichen Sitzprobleme durch den Sattel vermieden.

Ausstattung

Ein Liegerad verfügt über ähnliche Komponenten wie ein herkömmliches Fahrrad, wie zum Beispiel Bremsen, Gangschaltung, Licht und Lenkgabel. Darüber hinaus hat es eine Sitzschale.

Rahmen

Liegeräder lassen sich in unterschiedliche Bauformen des Rahmens einteilen: Das sind Kurzlieger, Tieflieger, Knicklenker und Langlieger.

  • Der Radstand beim Kurzlieger ist relativ kurz. Die Form der Konstruktion ist die am meisten verwendetste, da sich diese Räder gut für längere Reisen eigenen.
  • Die sportlichere Variante davon ist der Tieflieger.
  • Beim Kicklenker ist der Antrieb an den vorderen Rädern eingebaut.
  • Langlieger haben einen größeren Radabstand. Daher sind sie etwas sperriger und weniger wendig.

Die Rahmen können aus Materialien Aluminium oder aus Verbundwerkstoffen wie Kohlefaser verstärkter Kunststoff sein.

Preise

Liegeräder gibt es in unterschiedlichen Preisklassen. Allgemein sind die Kosten für solche Räder jedoch erheblich höher als für herkömmliche Fahrräder. Das liegt an geringeren Stückzahlen, die hergestellt werden.

Der Anschaffungspreis für ein Liegerad kann zwischen 1000 und 10000 Euro liegen.

Belastungsfreies Radfahren

Der Begriff Liegefahrrad bezeichnet ein Rad, dessen Sitz stark nach hinten geneigt ist, sodass der Fahrer eine nahezu liegende Position einnimmt. Statt eines Sattels, wie bei einem herkömmlichen Rad, verfügt das Liegerad über einen Schalen- oder einen Netzsitz. Die Pedale, um das Fahrrad anzutreiben, sowie deren Tretlager befinden sich am vorderen Ende. Das Führen des Rades ist nicht komplizierter, als das eines herkömmlichen Rades. Da allerdings die Form des Lenkrades gewöhnungsbedürftig ist, braucht das Fahren ein wenig Übung.

Es ist nicht möglich, mit den Liegerädern an Fahrrad-Wettkämpfen teilzunehmen, da das Reglement der UCI vorsieht, dass nur Räder, welche über einen Diamantrahmen verfügen, bei Wettbewerben antreten dürfen.

Vor- und Nachteile von einem Liegefahrrad

Vorteile

Welche Vorteile bietet ein Liegefahrrad?

Die Körperhaltung beim Fahren eines Liegerades ist für den Körper sehr entlastend. Denn hier erfolgt, im Gegensatz zum normalen Rad, keine Belastung der Arme, der Handgelenke, des Rückens oder der Schultern. Der Oberkörper bedarf hier keiner Stützung. Die Muskulatur des Nackens ist ebenfalls entspannt, denn der Blick geht hier nach vorne anstatt wie bei herkömmlichen Fahrrädern nach oben.

Die Wirbelsäule befindet sich während des Fahrens in einer entspannten Position, Ärzte haben sogar bereits festgestellt, dass sich Bandscheiben durch die Nutzung eines Liegefahrrads wieder regenerieren können. Da es hier keinen Sattel gibt, der scheuern oder drücken kann, wird auch der Bereich des Schritts und des Gesäß geschont, ein Einklemmen von bestimmten Nerven ist hier ausgeschlossen.

Auch der Luftwiderstand ist bei dem Liegerad viel geringer, da durch die kleine Stirnfläche und die gestreckte Position der Beine ein viel geringerer Luftwiderstand erzeugt wird. Bergab können dadurch immense Geschwindigkeiten erreicht werden, noch viel schnellere, als mit einem Rennrad.

Dadurch, dass der Schwerpunkt der Räder ganz anders verteilt ist, als bei einem normalen Fahrrad, bietet das Liegerad bei einem Unfall mehr Sicherheit. Überschläge, weil das Vorderrad blockiert, sind hier sehr unwahrscheinlich. Außerdem befindet sich der Kopf des Fahrers im hinteren Teil, statt vorne, so werden Kopfverletzungen ebenfalls unwahrscheinlicher.

Nachteile

Wo liegen die Nachteile eines Liegefahrrads?

Der größte Nachteil der Liegeräder ist wohl ihr Preis. Die Kosten für ein solches Rad sind gegenüber herkömmlichen Rädern sehr hoch. Die hohen Preise kommen dadurch zu Stande, dass die Räder nur in kleinen Produktionszahlen gefertigt werden, und teure Spezialkomponenten dafür angefertigt werden. Da mit den Rädern ein sehr schnelles Tempo erreicht werden kann, müssen bessere Bremsen und Schaltungen genutzt werden. Die Preise starten bei circa 1.100 Euro und gehen bis zu 10.000 Euro.

Auch ist das Liegefahrrad bei Regen eher nicht zu empfehlen, da durch die liegende Position der gesamte Körper den Witterungsbedingungen schutzlos ausgeliefert ist. Hier gibt es allerdings auch Modelle, welche über eine Vollverkleidung verfügen, die sodann auch vor Regen schützt.

 

Unterwegs auf einem Liegerad

 

Liegefahrräder mit E-Bike Antrieb

Elektroräder gewinnen von Jahr zu Jahr an Beliebtheit. Durch den geringen Luftwiderstand eignet sich kein Fahrradtyp besser für einen E-Bike Antrieb als Liegefahrräder.

Bauvarianten

Liegefahrräder werden grundsätzlich in zwei verschiedene Bauvarianten unterteilt: Dem Langlieger und dem Kurzlieger. Beim Kurzlieger ragt das Tretlager über das Vorderrad hinaus, was in einem vergleichsweise kurzen Radabstand resultiert. Dadurch ist der Kurzlieger kompakter und somit auch wendiger als der Langlieger.

Der Langlieger weist einen breiten Radabstand auf. Das Vorderrad ist hier vor dem Tretlager verbaut. Dadurch ist der Langlieger zwar nicht so wendig, doch weist er einen wesentlich besseren Geradeauslauf auf, wodurch dieser für längere Touren optimal geeignet ist.

Unterschiedliche Typen, unterschiedliches Design. Welches sind die Merkmale in Design und Konstruktion?

Design und Konstruktion

Zu den zwei gängigsten Typen Kurz- und Langlieger sind derzeit sogenannte „Trikes‘‘ im Trend. Diese zeichnen sich durch ihre Dreirad Bereifung aus, wobei die Doppelbereifung bei Elektro Bikes meist vorne angebracht ist. Trikes erhöhen die Balance und Sicherheit deutlich, daher eignet sich diese Bauweise ausgezeichnet für E-Bikes.

Die Anordnung der Lenker variiert unter den verschiedenen Typen, je nach Vorlieben sind diese nach oben oder unten verbaut. Wie auch bei klassischen Fahrrädern gibt es je nach Nutzungszweck etliche Versionen, wie sportliche oder bequeme Ausführungen für Sitze, Fahrgestellhöhe, Lenker und Bereifung.

Preise

Der Einstiegspreis liegt bei etwa 3500 Euro, was im Vergleich zu herkömmlichen E-Bikes sehr hoch angesetzt ist. Der Grund dafür liegt in der geringen Produktionszahl und den oft benötigten Spezialteilen.

Fazit: Vorteile liegen auf der Hand

Was unterscheidet den Fahrradtyp konkret von anderen?

Gegenüber normalen Fahrrädern entfallen rund 20% des Luftwiderstands. Durch die aerodynamische, liegende Körperhaltung entstehen deutlich weniger bremsende Luftwirbel, was einen geringeren Sog hinter dem Fahrer zur Wirkung hat. Ein weiterer Vorteil gegenüber herkömmlichen Fahrradtypen, ist die Rückenlehne.

Durch die liegende Position werden Wirbelsäule und Gesäß entlastet. Auch Handgelenke, Arme und Schultern werden deutlich weniger beansprucht. Vor allem nach langen Touren fallen die üblichen körperlichen Beschwerden gänzlich weg.

Vor allem Personen mit Rückenleiden genießen das volle Spektrum an Vorteilen der Liegefahrräder, da die Wirbelsäule in der Liege und Sitzposition deutlich entlastet ist. Auch für Sportler und Personen die lange Fahrradtouren oder Reisen auf dem Fahrrad absolvieren, ist dieser Typ optimal geeignet. Noch haftet Liegefahrrädern etwas Exotisches an, gepaart mit einem E-Antrieb spielen Liegefahrräder auf längeren Strecken und auf Reisen ihre Vorteile aus.

Bildnachweise:
Bild 1: Liegedreirad. Foto von ELEVATE: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-und-frau-die-bier-am-strassenrand-rosten-3009747/
Bild 2: Unterwegs auf einem Liegerad. Bild von zuppel auf Pixabay
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