Fatbike – die dicksten Stollenreifen

Fatbikes sind derzeit ganz groß im Kommen. Noch sind sie ein Nischenprodukt, aber die Verkaufs- und Nutzungszahlen in den letzten Jahren steigen weiter an. Mit seinen breiten Reifen ist das Fatbike die ideale Anschaffung für Mountainbiker, die auf sandigem, schnee-bedecktem oder holprigem Gelände mit mehr Komfort, Sicherheit und Grip unterwegs sein wollen, aber auch in der Stadt machen diese Grobstoller eine gute Figur und der Blicke anderer kann man sich sicher sein.

Merkmale und technische Details

Fatbikes sind im Prinzip Mountainbikes mit sehr breiten Reifen, die zwischen 75 bis zu 120 Millimeter liegen. Entsprechend der gewählten Reifen sind die Felgen bei einer üblichen Größe von 26 Zoll zwischen 65 und 100 Millimeter breit. Die breiten Reifen lassen sehr niedrige Reifendrücke um 0,5 bar zu. Es entsteht eine große Kontaktfläche, die ein Einsinken in weichen Untergrund verhindert und für hohen Grip beim Fahren sorgt.

Alles ein wenig breiter

Ein Fatbike hat einen speziellen Rahmen mit weiteren und längeren Kettenstreben, einem breiteren Tretlagergehäuse und einer höheren Aufnahme für die Hinterradnabe. Die üblichen Maße für Innenlagergehäuse und Einbaubreite für die Hinterradnabe betragen 100 beziehungsweise 170 Millimeter. Damit steht das Ritzelpaket weiter außen und die Kurbelgarnitur ist entsprechend breiter.

Zusätzlich beeinflusst werden die Maße von Innenlager und Kurbelgarnitur von der Anzahl der Kettenblätter. Oft werden Einfach-Kettenblätter mit 28 Zähnen verbaut, da ein Umwerfer aufgrund der breiten Reifen kaum Platz am Rahmen hat. Zudem gilt es, den Abstand zwischen den Pedalen minimal zu halten, damit es beim Fahren nicht zu Knieproblemen kommt.

Durch das Mehr an Material sind die Fatties mit bis zu 16 Kilo relativ schwer. Am ehesten kann mit schmaleren Laufrädern Gewicht eingespart werden. Falls ein größeres Budget vorhanden ist, kann statt dem herkömmlichen Aluminiumrahmen ein leichterer Rahmen aus Carbon gewählt werden. Tubeless-Reifen sparen das Gewicht für die Schläuche ein, die bei Fatbikes immerhin um die 500 Gramm wiegen. Die Wahl der Gabel sollte gut überdacht werden: Eine Starrgabel hat den Vorteil, dass sie leichter und günstiger ist, während eine Federgabel für mehr Komfort beim Fahren sorgt.

 

Trend Fatbike Stadt

 

Entstehung und Entwicklung

Die nicht ganz neue Idee, Fahrräder mit breiten Reifen zu bauen, wurde im Jahr 1987 von den Teilnehmern eines Schneerennens auf dem Iditarod Trail in Alaska aufgenommen. Im Jahr 2005 brachte der Hersteller Surly mit dem Surly Pugsley das erste kommerzielle Fatbike auf den Markt – mit Erfolg. In den letzten Jahren ist das Fatbiken in Nordamerika zu einem Trend geworden und zunehmend begeistern sich auch Europäer dafür. Inzwischen bieten alle namhaften Fahrradhersteller Fatbikes und Fatbiketeile an. Einsteigermodelle sind ab 1000 Euro zu haben, Fatbikes aus Carbon mit hochwertiger Ausstattung kosten um die 6000 Euro.

Fatbikes bestechen im Gelände mit ihrer faszinierenden Performancekraft. Sie bieten einen perfekten Rollwiderstand, höchsten Fahrkomfort, besten Grip und optimale Traktion auf anspruchsvollen Untergründen. Das Angebot an Fatbikes umfasst drei unterschiedliche Gattungen, die sich hinsichtlich ihrer technischen Komponenten und ihrem Fahrverhalten unterscheiden.

 

Das Terrain der Fatbikes

Grundsätzlich birgt der Fatbike-Markt gänzlich ungefederte Modelle mitsamt Starrgabel, „Fatties“ mit integriertet Vollfederung und Hardtails, die mit einer Federgabel ausgestattet sind. Die verschiedenen Kategorien sind für unterschiedliche Einsatzzwecke geeignet. Wer sich mit seinem Bike abseits von verschneiten, sandigen oder kiesbedeckten Pisten bewegen möchte, benötigt zwingend ein Modell in das eine Federgabel verbaut ist. Diese sorgt für ein ruhiges Fahrverhalten.

Der Reifendruck der dicken, ballonartigen Räder liegt bei rund 0,5 bar und schluckt effizient Erschütterungen. „Fatties“ zeichnen sich durch ihren puristischen Aufbau aus, der den Fokus auf maximalen Reifenkomfort lenkt. Typischerweise sind „Fatties“ mit 26 Zoll-Laufrädern erhältlich. Wegen ihrer bis zu 4,8 Zoll breiten Reifen überragen sie mit ihrem Erscheinungsbild selbst 29 Zoll-Rahmengrößen.

„Fatties“ mit Starrgabel für gemäßigtes Gelände

Hardtails, die eine Starrgabel besitzen, überzeugen entweder mit einem verhältnismäßig geringen Eigengewicht oder mit vergleichsweise geringeren Anschaffungskosten. Während extrem leichtgewichtige „Fatties“ mit Starrgabel sehr kostenintensiv sind, sind Fatbikes, die über ein normales Eigengewicht und eine Starrgabel verfügen, verhältnismäßig kostengünstig zu erwerben. Leichtgewichtige Modelle sind in der Regel mit teuren Carbon-Starrgabeln verkleidet, die die Kosten für die Räder in die Höhe treiben. Die Carbon-Gabeln sind mit einem durchschnittlichen Gewicht von 700 g verknüpft. Im Verhältnis zu der Rock-Shox-Bluto-Gabel, die als die am häufigsten verbaute Fatbike-Federgabel gilt, spart eine Carbon-Gabel rund 1,15 kg an Eigengewicht. Fahrer, die ihr Bike perspektivisch mit einer Federgabel nachrüsten wollen, sollten zwingend ein Fatbike mit einer kompatiblen Steckachse kaufen. Zusätzlich muss der Rahmen der Räder das Potential besitzen die größere Einbaulänge der Federgabel harmonisch aufzunehmen.

„Fatties“ mit Starrgabel sind ausschließlich für gemäßigtes Gelände bestimmt. Für den Einsatz in anspruchsvollen Geländeprofilen eignen sich die Räder nur eingeschränkt, da das Fehlen der Federgabel ein unruhiges Fahrverhalten fördert.

Modelle mit Federgabel bringen mehr Fahrkomfort

Im Fachhandel sind vorwiegend Fatbikes erhältlich, die mit Federgabeln verkleidet sind und das Flummi-Feeling der Reifen neutralisieren bzw. den Fahrkomfort zuverlässig anheben. Die leistungsstarken Hardtails wiegen im Schnitt 12,5 kg. Die aktuell preiswerteste Federgabel, die auf dem Markt verfügbar ist, ist das Modell Rock-Shox-Bluto, die an ein Federweg von 80 bis 120 cm gebunden ist. Kostengünstigere Gabeln funktionieren derzeit nicht. Das Portfolio der Hersteller umfasst an breites Spektrum an exklusiven Federgabeln, deren Preise nach oben hin offen sind.

Fatbikes mit Federgabel sind ideal für Fahrer, die sich primär im Gelände bewegen. Eine Federgabel kompensiert das Hoppeln der voluminösen Reifen zuverlässig und erhöht die Ruhe im Fahrwerk. „Fatties“ mit Federgabel gleiten komfortabel durch jeden Trail.

Fatbikes mit Vollfederung

Vollgefederte Fatbikes bzw. Fatbikes-Fullys gelten als Phänomene in der Offroad-Szene. Sie sind mit einem geringen Eigengewicht verbunden und sind im Normalfall zwischen 15 und 18 kg schwer. Ein kompakter Aufbau am Hinterbau prägt die Räder, der mit relativ geringen Platzverhältnissen einhergeht. Die Modelle sind deshalb häufig mit kleinen Rädern bis zu 4 Zoll ausgestattet. Die Fatbike-Fullys sind „Downhill-Profis“, die höchsten Fahrkomfort ermöglichen. Insbesondere bei sehr anspruchsvollen Geländeprofilen stehen die Modelle für beste Traktion und perfekte Federung. Anstiege lassen sich mit dem Rad objektiv schwer umsetzen. Bergab-Routen sind daher die Königsdisziplin der Fullys.

Das jeweilige Einsatzgebiet entscheidet über die optimale Auswahl aus den drei Gattungen.

Räder mit Stahl-Rahmen

Alternativ produzieren Hersteller die Räder mit Stahl-Rahmen. Der Werkstoff Carbon ist ideal für die Herstellung von Trial Fatbikes, die technische Tricks ermöglichen. Sofern Reifendruck und Eigengewicht harmonisch aufeinander abgestimmt sind, begeistern die Power-Maschinen ebenso auf objektiv normalen Untergründen und während längerer Touren auf Asphalt.

Hersteller

Scott, Surly, SE-Bikes, Bulls, Canyon, Trek, Rocky Mountain, Salsa, Dynamics und Mi-Tech zählen zu den derzeit bekanntesten Fatbike-Herstellern.

 

Fatbike Reifen

Charakteristische Kennzeichen

Breite, rollfreudige Reifen mitsamt Felgen und ein schlanker Q-Faktor gelten als charakteristische Kennzeichen der Modelle.

Der Q-Faktor

Der Q-Faktor definiert die exakte Baubreite der jeweiligen Kurbel. Wie bei anderen Fahrradtypen sollte dieser Kennwert bei Fatbikes möglichst schmal ausfallen, um den Fahrkomfort zu erhöhen und Knieschmerzen zu unterbinden. Schlanke Fatbike-Kurbeln sind in einer Region zwischen 196 mm und 225 mm angesiedelt.

Auf breiten Sohlen

Die großflächigen Reifen, die in der Regel mit 0,5 Bar Luftdruck gefahren werden, verhindern ein Einsinken auf weichen Geländeprofilen und Untergründen. Fatties sind mit 26 er-Zoll-Felgen verkleidet, die in der Spitze einen Durchmesser von bis zu 100 mm erreichen. Die Reifen, die an den Fatbikes montiert sind, besitzen eine Größe zwischen 4 und 4,8 Zoll. In Kombination mit einem 0,5 Reifendruck erzielen die Bikes eine „traktorähnliche Traktion“.

Klassischerweise fahren Fatties mit 26 er-Laufrädern. Damit das rotierende Außengewicht der überdimensionierten Reifen harmonisch verteilt wird, bieten einige Hersteller Geometrien an, die optional mit 27,5 Laufrädern kompatibel sind.

Federgabeln

Versehen mit Steckachsen intensiviert deren Steifigkeit die Performance der Räder. Als eine der objektiv besten Gabeln im Segment der Fatbikes gilt aktuell die Bluto Federgabel des Herstellers Rock Shox, der als Koryphäe in der MTB-Szene agiert.Vorzugsweise ausgerüstet mit einem Einfach-Antrieb, harmoniert der technische Aufbau ideal mit dem Außendurchmesser der Bikes, der auf einem 29 Zoll-Niveau liegt. Durch diese Konstruktion verfügen Kette bzw. Umwerfer-Adapter über ausreichend Spielraum.

Klettergang

Um die Kletterfähigkeiten der Räder gänzlich ausreizen zu können, ist auf einen kleinen Klettergang zu achten. In Verbindung mit einem Einfach-Antrieb ist auf die Montage von mehr als 28 Zähnen zu verzichten. Bei einer Zweifach-Kurbel mitsamt Umwerfer gilt ein 22 er-Kettenblatt als erste Wahl. Scheibenbremsen, die jeweils einen 180 mm-Durchmesser besitzen, garantieren eine optimale Bremsleistung. Spezielle Downhill-Federgabeln wie beispielsweise die der Firma Manitou sollen die Verdrehsteifigkeit und somit die Performance fördern.

 

Fatbike Schnee

Fahrverhalten

Auf schwierigen Untergründen und Eis

Fatbikes die kraftvoll-dynamischen „Powerbündel“ als Garanten für maximalen Fahrspaß auf schwierigen Untergründen.
Die leistungsstarken Räder sind „Traktionswunder“, die widrigen Bedingungen wie Eis, Sand, Schotter, Matsch und Schnee spielerisch trotzen und abenteuerlustigen Radfahrern ein ungeahnt aufregendes Fahrerlebnis eröffnen.

Mit einem Fatbike sind Radfahrer ganzjährig unabhängig von den Witterungsverhältnissen. Wo Mountainbikes, Trekking- und BMX-Räder an ihre Leistungsgrenzen stoßen und streiken, leben die Fatbikes erst richtig auf. Mit ihrem kraftvollen Fahrverhalten erobern sie den Winter zurück und integrieren ihn wie selbstverständlich in die Fahrradsaison. Aufgrund dieser Eigenschaften sind die Modelle ideal für abenteuerlustige Fahrradliebhaber, die unabhängig von Witterungsverhältnissen sein wollen und nach maximaler Flexibilität streben.

Bestes Traktionsvermögen auf unwegsamen Untergründen

Wegen ihrer charakteristischen Konzeption klassifizieren Experten die Räder als „Geländefahrzeuge unter den Fahrrädern“. Die voluminösen Reifen und der robuste Aufbau der „Fatties“ prägen die Optik der Räder. Das Geheimnis der Fatbikes mitsamt ihrer herausragenden Funktionalität liegt in dem technischen Aufbau der Modelle. Die Reifen der „Fatties“ sind im Vergleich zu anderen Fahrradtypen überdurchschnittlich breit und voluminös. In der Spitze sind die Reifen der Fatbikes bis zu 12 Zentimetern dick. Dieser Durchmesser entspricht 4, 8 Zoll. Mit dieser Konzeption grenzen sich die „Offroad-Talente“ zielgerichtet von anderen geländetauglichen Bikes ab.

Dicke Reifen, wenig Luftdruck

Der Reifendruck der monströs anmutenden Räder zeichnet sich durch seinen verhältnismäßigen geringen Luftdruck aus, der in der Regel einen Richtwert von einem Bar unterschreitet. Mit Hilfe dieser Technik kompensieren die „SUVs unter den Fahrrädern“ effektiv Stöße und Erschütterungen und sorgen für eine perfektionierte Traktion auf Eis, Schnee und Matsch. Fatbikes faszinieren mit bester Bodenhaftung. Unterstützt durch die überdurchschnittlich großen Reifen fräsen sich Fatbikes den Weg durch Schnee und Eis frei ohne an Fahrkomfort, Grip und Stabilität einzubüßen.

Perfekte Räder für Performance-Liebhaber

In der Heimat der „Fatties“ im eisigen Minnesota, genießt das Fatbiken längst Kultstatus und ist unter Nordamerikanern derzeit beliebter als Skilanglauf. Fatbikes gelten als vergleichsweise leistungsstärkste Räder, um sich mühelos durch Schnee oder über vereiste Flächen zu bewegen. Würde man ein klassisches Bike mit Spikes verkleiden, würde es im Schnee stecken bleiben, während „Fatbikes“ ohne Anstrengung selbst Tiefschnee bewältigen. Die funktionsstarken „Fatties“ erleben zu Recht einen Hype in der Fahrradindustrie. Sie eröffnen Fahrspaß der Superlative und transportieren maximale Flexibilität.

Wegen des brillanten Fahrverhaltens sind Fatbikes perfekte Begleiter für performance-versierte Fahrer, die sich ein harmonisches Verhältnis von Dynamik, Fahrkomfort und optimaler Traktion wünschen. Ein Fatbike ist genau das richtige Fahrrad für den Mountainbiker, der noch die letzten Grenzen, die das Terrain vorgibt, überwinden und dabei mehr Komfort, Sicherheit und Spaß genießen will.

Bildnachweise:
Bild 1: Fatbike Schnee. Foto von Hendrik Morkel auf Unsplash
Bild 2: Trend Fatbike Stadt. Foto von Heybike auf Unsplash
Bild 3: Fatbike Reifen. Foto von Heybike auf Unsplash
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