Paketauslieferer setzen auf Cargobikes

Der boomende Internethandel erfordert neue Konzepte im Bereich der Logistik. Die Erwartung der Verbraucher, dass Waren wenige Tage nach der Bestellung, bei bestimmten Produkten vielleicht aber auch noch am gleichen Tag zugestellt werden führt zwangsläufig zu Engpässen. Lastenräder im innerstädtischen Bereich können hier sinnvoll eine Ergänzung darstellen.

KEP-Fahrzeuge

Die Diskussion um Fahrverbote für Dieselfahrzeuge hat die KEP-Branche (Kurier-, Express- und Paketdienste) in Bewegung versetzt. Wenn diese tatsächlich mit ihren Transportern nicht mehr in die Innenstädte hineinfahren könnten, wäre ihr Geschäftsmodell infrage gestellt.

Hinzu kommen die Parkproblematik und Herausforderungen bei der Belieferung von Fußgängerzonen. Die Branche hat reagiert und lässt den Kunden die Pakete teilweise an zentralen Verteilpunkten abholen.

Das können U-Bahnstationen, Tankstellen oder andere zentrale Orte sein. Der Verbraucher legt aber Wert auf Service und so findet, die Vorstellung das Haus für die Paketabholung verlassen zu müssen, nicht bei allen Paketempfängern auf Wohlwollen.

Lastenrad „Armadillo Cargobike“ als Lösung für die letzte Meile

Der Paketauslieferer Hermes ist bespielsweise einen anderen Weg gegangen. Dieser setzt Lastenräder wie das „Armadillo Cargobike“ bei der Belieferung in den Städten ein.

Diese Modelle des Anbieters Velove aus Schweden sind als Schwerlasttransporter mit einer Nutzlast von bis zu 150 kg konzipiert, die mit Hilfe eines Trailers auf 300 kg erweitert werden kann. Das Lastenrad selbst wiegt inklusive der abschließbaren Cargobox 60 kg und ist 86 cm breit und 3,05 m lang.

Entwicklungsarbeit als Kooperation

Die Entwicklung erfolgte in Kooperation mit Flevobike, einem Hersteller von Liegerädern aus den Niederlanden. Die Reichweite des elektrischen Antriebs beträgt 300 Kilometer. Hydraulische Scheibenbremsen vorn und hinten sorgen führ Fahrsicherheit. Die Parkbremse hingegen ist rein mechanisch.

Mit einem Wendekreis von nur 5,80 m ist das „Armadillo Cargobike“ konventionellen Transportern beim Rangieren deutlich überlegen.

Batterien im Austauschsystem

Hermes setzt das Fahrzeug in Verbindung mit dem GreenPack Sharing System ein. Dieses sorgt für die jederzeitige Verfügbarkeit geladener, funktionierender Batterien in einem Austauschsystem. GreenPack ist im Jahr 2018 in Berlin an 5 zentralen Orten gestartet, will aber sein Netz schnell, auch über die deutsche Hauptstadt hinaus, erweitern.

Ein wichtiger Partner des Projekts, das von urban-e, der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO, dem Bundesverband Energiespeicher BVES und dem Bundesverband solare Mobilität BSM unterstützt wird, ist Hermes. Ziel von Hermes ist es, bis ins Jahr 2025 in 80 großen deutschen Städten Pakete ohne lokale Abgasemissionen zustellen zu können.

KEP-Branche benötigt weitere innovative Konzepte

Für die KEP-Branche ist das Fahrzeug bestens geeignet, die Transporte auf der letzten Meile zu bewerkstelligen und kann dazu beitragen die akuten Herausforderungen bei der Belieferung von Empfängern in der City zu lösen. Für die vorausgehenden Transporte zwischen den verschiedenen Depots der Lieferdienste sind andere Konzepte notwendig. Gerade für längere Distanzen wird bei Nutzfahrzeugen der Einsatz der Brennstoffzellentechnologie diskutiert.

Bildnachweise:
Bild 1: Zustellfahrzeug Cargobike Hermes. Photo by Rene Mentschke on Flickr CC BY-SA 2.0
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